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Unter Fachwerk versteht man eine Bauweise, bei der zuerst ein Holzbalken-Gerüst errichtet wird, dessen Zwischenräume (Gefache) durch Flechtwerk und Lehm, Bohlen oder Ziegel ausgefüllt werden. Fachwerk läßt sich bis ins frühe Mittelalter zurück verfolgen.
Zum Bau der Häuser verwendete man das für neue Siedlungen oder für Ackerland gerodete Holz. Zunächst in Vollholzbauweise (Blockbau) und dann, nachdem die umliegenden Ressourcen an dicken Holzstämmen knapp wurden, erfand man eine Art Holzskelett, dessen Löcher (Gefache) mit anderen Baumaterialien gefüllt wurden.
Heute unterscheidet man drei Fachwerkstile, die je nach Verwendung von alemanischen, fränkischen und niedersächsischen Stämmen in nieder-, mittel- und oberdeutsch eingeteilt werden. In unserer Region findet man fast ausschließlich den niedersächsischen Fachwerkstil vor.
Das Haupteleme
nt des Fachwerkes bildet der sogenannte Ständer (deshalb wird der Fachwerkbau auch als "Ständerbau" bezeichnet). Früher wurde er tief in die Erde rammte, heute wird er auf einer Schwelle aufgesetzt, die auf einem Fundament ruht. Man umgeht damit eines der größten damaligen Probleme: der schnell einsetzenden Fäulnis. Zur Decke hin bildet der sogenannte Rähmbalken den Abschluß. Dazwischen findet man die Riegel, die den Freiraum für die Gefache erzeugen (Riegel über Fenstern bezeichnet man als Sturzriegel und diejenigen, die unter dem Fenster liegen, als Brüstungsriegel). Zur Verstärkung dieser Konstruktion werden schräg verlaufende Streben eingesetzt. Den Abschluß bilden die Deckenbalken, die auf die ausgekehlten Enden der Stiele gelegt werden.
Bei der später verwendeten Bauweise, dem Stockwerkbau, wurden die Deckenbalken einfach auf die Rähmbalken aufgelegt und von unten durch Dreiecksgebilde (Knaggen) verriegelt. Durch diese Art und Weise entstand ein kleiner Überhang, der Vorkragen. Mit ihm wurde die Fläche des Wohnraumes in dem neuen Stockwerk im Vergleich zur unteren Etage größer, was mancher Orts zu neuen Steuereinnahmen führte.
In der Epoche der Gotik waren die Fachwerkhäuser schmucklos und dienten lediglich Wohnzwecken, wogegen die Rennaissance wahre Prachtbauten entstehen ließ, die sich gegenseitig an Schönheit der Baukunst übertrafen. Das eigene Heim wurde somit zum Aushängeschild des eigenen Wohlstandes. Neben dem einfachen "Mann" und dem "Andreaskreuz" entstanden unglaubliche Kombinationen der verschiedensten einzelnen hölzernen Bauelemente, wie beispeilsweise der "Wilde Mann" oder der "Stil mit Fußbändern".
An den lichtenberger Fachwerkhäusern findet man beide Bauweisen: Ständer- und Stockwerkbauweise. Zum Teil sind beide Bauweisen in einem Gebäude zu finden, meist die Ständerbauweise im Wirtschaftsteil und die Stockwerkbauweise im Wohnteil.
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